Architekt Schneck tritt aus der ersten Reihe ab
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3. März 2016 – Leonberger Kreiszeitung
Leonberg Der stadtbekannte Planer und einstige Kommunalpolitiker hat sein Büro an den jüngeren Kollegen Erik Schaufelberger verkauft. Der Firmennamen bleibt aber bestehen. Und so ganz hört der bisherige Chef dann doch nicht auf. Von Thomas K. Slotwinski
Wer sonntags in der Brennerstraße unterwegs war, konnte dort regelmäßig einen dunklen BMW an der Einmündung zur ThomasMannStraße sehen. Hansjörk Schneck nutzte gerne den freien Tag ohne Anrufe und Publikumsverkehr, um in Ruhe in seinem Penthousebüro mit inspirierendem Fernblick über die ganze Stadt zu arbeiten.
Seit drei Monaten steht das Auto nicht mehr dort. Nach mehr als drei Jahrzehnten hat der stadtbekannte Architekt sein Büro verkauft. Er will kürzertreten.
Aber ganz aufhören will er nicht. „Mir geht es gesundheitlich sehr gut, und ich habe planerisch noch viel vor“, sagt der gebürtige Leonberger, der im April 59 Jahre alt wird. „Aber ich möchte nicht mehr um jeden Sack Zement diskutieren.“
Um die Mühen der Ebene kümmert sich jetzt Erik Schaufelberger. Der 38Jährige hat das Architekturbüro gekauft, um es „in der bekannten Qualität fortzuführen“, wie er betont. Dazu gehört, dass alle zehn Mitarbeiter von ihm übernommen wurden.
Schaufelberger kommt aus einer alt eingesessenen Architektenfamilie im Schwarzwald. „Schon als Schüler habe ich Pläne gefaltet“, erinnert er sich. Jetzt macht er die Pläne selbst. Und ist stolz, dass er seine fachlichen Qualitäten mit „der Erfahrung eines renommierten Architekturbüros“ verquicken kann. Sein Büro in der Nähe von Freudenstadt will er trotz der neuen Aufgabe behalten. „Beide Standorte werden eng zusammenarbeiten.“
Dass der neue Chef aber über kurz oder lang seinen Lebensmittelpunkt nach Leonberg verlegen wird, steht für ihn außer Frage. Die direkten Kontakte und die Präsenz in der Stadtgesellschaft, das hat er schon gemerkt, sind nicht nur fürs Geschäft wichtig: „Hier kennt fast jeder jeden. Das ist wie bei uns im Schwarzwald.“
Hansjörk Schneck hat keinen Zweifel, dass der Familienbetrieb, der 1951 von seinem Vater Oskar gegründet wurde, bei seinem Nachfolger in besten Händen ist. „Wir haben viele Gespräche geführt und uns kennen und verstehen gelernt. Irgendwann haben wir gemerkt, dass es passt.“
Für den Architekten ein beruhigendes Gefühl: „Wir haben viele Stammkunden, sind in der Industrie gut eingeführt. Unsere Kunden wollen auch künftig einen sicheren Partner haben.“ Deshalb ist Schneck frühzeitig auf die Suche nach einem Nachfolger gegangen. „Man muss solch einen Übergang strategisch planen. Du kannst nicht einfach ein Schild an die Tür hängen: Architekturbüro zu verkaufen.“
Für den bisherigen Chef ist besonders wichtig, dass seine Mitarbeiter alle dabei bleiben. Auch wird das Architekturbüro weiterhin seinen Namen tragen.
Das hat nicht nur mit Tradition zu tun. Denn ganz weg ist ein Machertyp wie Schneck freilich nicht. Er steht seinem Nachfolger zwar weniger mit Tat, dafür aber mit viel Rat zur Seite. „Das Büro hat einen guten Namen, die Auftragsbücher sind voll. Deshalb kann ich guten Gewissens kürzertreten und die Arbeit begleiten.“ Was das heißt, deutet Schneck schon einmal an: Das Thema „bezahlbarer Wohnraum“ treibt ihn besonders um. „Ich kann nicht akzeptieren, dass da einfach gesagt wird: Es geht nicht. Ich werde Vorschläge machen, wie es gehen kann.“
Da bricht der Kommunalpolitiker in ihm durch. Saß Hansjörk Schneck doch mehr als 20 Jahre im Gemeinderat. Die meiste Zeit für die CDU. Bis er Anfang 2009 für einen richtigen kommunalpolitischen Skandal sorgte: Gemeinsam mit seinen Fraktionskollegen Heinz Blume und Kurt Vestner kehrte er der CDU den Rücken und gründete die Neue Liste. Bei der Kommunalwahl ein halbes Jahr später holte die neue Gruppe aus dem Stand drei Ratsmandate. Im aktuellen Gemeinderat, der vor anderthalb Jahren gewählt wurde, ist sie noch mit zwei Vertretern dabei. Chef ist jetzt der Bäckermeister Rainer Zachert.
Schneck gehört schon lange nicht mehr dazu. Im Juni 2010 hatte er sich mit der Stadtspitze wegen der Kosten eines Bauprojektes in die Wolle bekommen und im Zorn den Saal verlassen. Kurz danach hatte er sein Ratsmandat niedergelegt.
Vergangenheit. Hansjörk Schneck hat sich komplett aus der Politik zurückgezogen und kommentiert diese auch nicht mehr. Sein Augenmerk galt in den vergangenen Jahren ausschließlich seinem Architekturbüro und seiner Familie. Nachdem er einige gesundheitliche Warnschüsse bekommen hatte, zeigt er sich nun bestens erholt und freut sich auf seine Projekte jenseits der Alltagsarbeit: „Ihr werdet von mir noch hören.“ Das ist kaum zu bezweifeln.
„Wir haben uns in vielen Gesprächen kennen und verstehen gelernt.“ Hansjörk Schneck